Warum Sie Ihre Elektrik jetzt erneuern sollten
Wenn Ihr Haus älter als 30 Jahre ist, ist Ihre Elektrik wahrscheinlich veraltet. Über 50 Prozent der deutschen Wohnungen haben noch Installationen aus den 80er oder 90er Jahren - ohne FI-Schutzschalter, mit zu dünnen Kabeln und ohne Erdung. Das ist nicht nur unsicher, es ist gefährlich. Ein defekter Stromkreis kann zu Kurzschlüssen, Überhitzung oder sogar Wohnungsbränden führen. Die moderne Elektrik schützt nicht nur Ihr Zuhause, sie macht es auch fit für Smart-Home-Geräte, Elektroautos und hohe Stromverbraucher wie Wärmepumpen. Eine Erneuerung ist keine Option - sie ist eine Pflicht, wenn Sie Ihre Familie und Ihr Eigentum wirklich schützen wollen.
Wie viel kostet eine vollständige Elektroinstallation?
Die Kosten für eine neue Elektrik hängen von drei Dingen ab: dem Zustand Ihres Hauses, der Größe und dem Ausstattungsniveau. Für ein Einfamilienhaus mit 120 bis 150 Quadratmetern rechnen Sie mit 10.000 bis 20.000 Euro. Das klingt viel, aber es ist ein einmaliger Aufwand, der 30 bis 40 Jahre hält.
Bei Altbauten liegen die Kosten bei 80 bis 150 Euro pro Quadratmeter. Neubauten sind günstiger: 50 bis 100 Euro pro m². Warum der Unterschied? In alten Häusern müssen Wände aufgeschnitten, alte Leitungen entfernt und neue Schlitze gestemmt werden - das ist zeitaufwändig. In Neubauten läuft alles in die Wand, das ist viel einfacher.
Die Kosten verteilen sich so: etwa 60 Prozent sind Arbeitskosten, 40 Prozent Material. Ein Elektrofachbetrieb nimmt 40 bis 80 Euro pro Stunde. Eine komplette Sanierung dauert 80 bis 150 Stunden. Das macht allein für die Arbeit zwischen 4.800 und 9.000 Euro. Dazu kommen:
- Neuer Sicherungskasten: 500 bis 1.500 Euro (inkl. Montage)
- FI-Schutzschalter (Typ A): 50 Euro pro Stück (mindestens zwei nötig)
- Steckdosen: 20 bis 25 Euro pro Stück
- Lichtschalter: 1 bis 15 Euro pro Stück
- Lampenmontage: 25 bis 50 Euro pro Leuchte
- Elektroherdanschluss: 35 bis 100 Euro
- Abnahme durch Netzbetreiber: rund 200 Euro (zwingend erforderlich)
Wenn Sie Smart-Home-Funktionen wie automatische Rolladen, Dimmschalter oder vernetzte Steckdosen einbauen, steigen die Kosten auf bis zu 300 Euro pro Quadratmeter. Ein 130 m²-Haus mit Premiumausstattung kann dann 14.700 Euro kosten - das ist 113 Euro pro m². Aber es lohnt sich: moderne Installationen senken den Stromverbrauch bis zu 15 Prozent durch intelligente Steuerung.
Was genau passiert bei einer Elektrosanierung?
Es ist kein einfacher Austausch - es ist ein Umbau. Hier ist der Ablauf, Schritt für Schritt:
- Bestandsaufnahme: Ein Elektrofachbetrieb kommt, prüft die alte Anlage, misst die Leitungen, prüft Erdung und Schutzschalter. Er erstellt einen detaillierten Plan - das ist der wichtigste Schritt. Spätere Änderungen kosten viel Geld.
- Planung: Basierend auf der NAV (Niederspannungsanschlussverordnung) und den VDE 0100-Richtlinien wird der neue Stromplan erstellt. Wie viele Steckdosen brauchen Sie? Wo sollen die Lichtschalter liegen? Sollen Sie später ein Elektroauto laden? Das muss jetzt entschieden werden.
- Vorarbeiten: Die alten Leitungen werden entfernt. Dann werden Schlitze in Wänden und Decken gestemmt, um die neuen Kabel zu verlegen. Hier können Sie als Eigenheimbesitzer sparen: Das Stemmen dürfen Sie selbst machen. Das spart bis zu 40 Prozent der Arbeitskosten.
- Kabelverlegung: Die neuen Kabel werden verlegt. Für Lichtkreise reichen 1,5 mm², für Steckdosen müssen es mindestens 2,5 mm² sein. Alle Kabel werden in Leerrohren verlegt - das macht spätere Erweiterungen möglich.
- Sicherungskasten einbauen: Der neue Hauptverteiler wird montiert. Mindestens zwei FI-Schutzschalter (Typ A) müssen eingebaut sein - einer für die Steckdosen, einer für die Lichter. Das ist gesetzlich vorgeschrieben.
- Steckdosen und Schalter montieren: Alle Kontakte werden installiert. Heute werden mindestens vier Steckdosen pro Raum empfohlen - plus zusätzliche für Küchengeräte, Homeoffice oder Ladestationen.
- Abnahme: Bevor Sie den Strom einschalten, muss ein Prüfer des Netzbetreibers kommen. Er prüft, ob alles nach VDE 0100 installiert ist. Ohne Abnahme ist die Anlage illegal. Die Kosten: etwa 200 Euro.
Die gesamte Dauer liegt bei zwei bis vier Wochen - je nach Größe und Komplexität. Bei historischen Gebäuden, wo man nicht stemmen darf, dauert es länger. Dann müssen Kabelkanäle an der Wand angebracht werden - das kostet bis zu 25 Prozent mehr.
Sicherheitsregeln: Was muss unbedingt sein?
Die Elektrik ist kein DIY-Projekt - und das ist gut so. Jede neue Installation muss nach DIN VDE 0100 errichtet werden. Das ist die deutsche Norm für sichere Elektroinstallationen. Hier sind die wichtigsten Regeln:
- FI-Schutzschalter (Fehlerstrom-Schutzschalter) sind Pflicht: Mindestens zwei Stück, Typ A, für alle Stromkreise. Sie unterbrechen den Strom in Millisekunden, wenn ein Fehlerstrom fließt - zum Beispiel wenn jemand einen elektrischen Schlag bekommt. Ohne FI-Schalter ist eine Installation nicht erlaubt.
- Getrennte Stromkreise: Licht und Steckdosen müssen auf separate Leitungen laufen. So bleibt das Licht an, wenn eine Steckdose überlastet ist.
- Kabelquerschnitte: Licht: mindestens 1,5 mm². Steckdosen: mindestens 2,5 mm². Für Herde, Spülmaschinen oder Wärmepumpen braucht es 4 mm² oder mehr.
- Erdung: Alle Metallteile von Geräten müssen geerdet sein. Sonst kann ein Defekt tödlich sein.
- Überspannungsschutz: Obwohl nicht immer verpflichtend, wird er immer empfohlen. Ein Überspannungsableiter (ca. 200-500 Euro) schützt Ihre Elektronik vor Blitzschlag oder Netzschwankungen.
- Keine Eigenleistung bei Verkabelung: Sie dürfen Schlitze stemmen, aber nicht selbst Kabel verlegen oder Schalter anschließen. Das darf nur ein zertifizierter Elektrofachbetrieb machen. Sonst ist die Anlage ungültig, die Versicherung zahlt nicht - und Sie haften.
Ein günstiges Angebot unter 70 Euro pro Quadratmeter ist ein Warnsignal. Das ist oft nicht nach aktuellem Stand der Technik. Wer spart, riskiert Leben und Haus.
Was Sie selbst tun können - und was nicht
Als Hausbesitzer können Sie viel tun, um Kosten zu senken - aber nur, wenn Sie wissen, was erlaubt ist.
Was Sie selbst machen dürfen:
- Stemmen von Schlitzen in Wänden und Decken
- Entfernen alter Möbel, Teppiche, Tapeten
- Transportieren von Materialien
- Reinigen nach der Arbeit
Was Sie NICHT selbst machen dürfen:
- Kabel verlegen oder anschließen
- Sicherungskasten montieren
- FI-Schutzschalter einbauen
- Steckdosen oder Lichtschalter anschließen
- Abnahme beantragen oder durchführen
Wenn Sie die Vorarbeiten selbst machen, sparen Sie bis zu 40 Prozent der Gesamtkosten. Ein Elektrofachbetrieb rechnet Ihnen das ab - aber nur, wenn Sie ihm die Arbeiten vorweisen können. Machen Sie Fotos, notieren Sie, was Sie gemacht haben. Das hilft bei der Abrechnung.
Förderung und Zukunftstrends
Leider gibt es keine spezielle Förderung für reine Elektroinstallationen. Die BAFA fördert nur, wenn die Elektrik Teil einer größeren energetischen Sanierung ist - zum Beispiel wenn Sie gleichzeitig die Heizung auf Wärmepumpe umstellen oder die Dämmung verbessern.
Aber die Zukunft der Elektrik geht in eine andere Richtung: Smart Home. Heute ist es kein Luxus mehr, sondern eine Notwendigkeit. Vernetzte Sicherungskästen, die Sie per App überwachen, werden immer beliebter. Sie zeigen Ihnen, wo Energie verbraucht wird, warnen vor Überlastung und lassen sich mit Solaranlagen verbinden.
Und dann ist da noch das Elektroauto. Wenn Sie ein E-Auto haben oder planen, brauchen Sie eine Ladeleitung mit mindestens 11 kW - das ist kein normales Steckdosenkabel. Es braucht eine eigene Leitung, einen separaten Schutzschalter und einen Ladepunkt mit Abschaltung. Das kostet extra - aber es ist heute ein Standard.
Die Nachfrage nach Elektrosanierungen steigt jährlich um 12 Prozent. Warum? Weil immer mehr Häuser älter werden - und die Sicherheitsstandards sich nicht ändern. Wer jetzt nicht handelt, wird später teurer zahlen.
Was passiert, wenn Sie nichts tun?
Wenn Ihre Elektrik veraltet ist, passiert nichts - bis es zu spät ist. Ein Kabel, das überlastet ist, wird heiß. Eine schlechte Erdung führt zu elektrischen Impulsen. Ein fehlender FI-Schalter bedeutet: Kein Schutz bei einem Stromschlag. In Deutschland passieren jedes Jahr Hunderte Wohnungsbrände durch defekte Elektrik. Die Versicherung zahlt nicht, wenn die Anlage nicht den aktuellen VDE-Standards entspricht. Sie haften selbst.
Und wenn Sie Ihr Haus verkaufen wollen? Ein Käufer wird einen Elektro-Check verlangen. Wenn er feststellt, dass die Installation veraltet ist, wird er den Kaufpreis drücken - oder den Kauf ganz absagen. Eine moderne Elektrik erhöht den Wert Ihres Hauses. Sie ist ein Verkaufsargument.
Wie finden Sie den richtigen Elektrofachbetrieb?
Nicht jeder Elektriker ist gleich. Suchen Sie nach:
- Zertifizierung nach VDE (z. B. als „Elektrofachbetrieb mit VDE-Zertifikat“)
- Erfahrung mit Altbauten
- Referenzen oder Kundenbewertungen
- Ein Angebot mit detaillierter Aufstellung - nicht nur Pauschalpreis
- Klarer Vertrag mit Leistungsbeschreibung und Garantie
Verlangen Sie einen schriftlichen Plan, bevor die Arbeit beginnt. Fragen Sie nach den verwendeten Materialien: Welche Kabelquerschnitte? Welche Schutzschalter? Welche Hersteller? Ein seriöser Betrieb gibt Ihnen das gern ausführlich.
Wie lange hält eine neue Elektrik?
Eine gut installierte Elektrik hält 30 bis 40 Jahre. Die Kabel selbst sind fast unzerstörbar - sie werden nicht kaputt, sie werden nur veraltet. Aber die Sicherheitstechnik braucht Pflege: FI-Schutzschalter müssen alle sechs Monate mit der Testtaste geprüft werden. Das dauert fünf Sekunden - und rettet Leben. Der Sicherungskasten selbst wird nie ausgetauscht - aber er kann erweitert werden. Wenn Sie später mehr Leistung brauchen, kann ein zweiter FI-Schalter hinzugefügt werden.
Wie viel Steckdosen brauchen Sie wirklich?
Früher reichten zwei pro Raum. Heute brauchen Sie mindestens vier - und das in jedem Raum. Warum? Weil Sie nicht nur Fernseher, Ladekabel und Lampen anschließen. Sie brauchen Steckdosen für:
- Smart Speaker und Home-Server
- Staubsaugerroboter
- Wäschetrockner und Kaffeemaschine
- Heizdecken und Luftreiniger
- Elektrofahrrad-Ladegerät
- Smart-Home-Zentrale
Planen Sie für die Küche: mindestens sechs Steckdosen, verteilt über Arbeitsplatte und Küchentisch. In der Wohnung: eine extra Steckdose am Schreibtisch, eine am Bett, eine im Bad für Haartrockner. Und denken Sie an die Zukunft: eine Ladeleitung für das E-Auto im Garagenbereich. Wenn Sie jetzt nicht genug einplanen, müssen Sie später bohren - und das ist teuer.
10 Kommentare
Karoline Abrego November 21 2025
Ich hab das letzte Jahr gemacht. 18k für 140m². War teuer, aber ich schlafe besser.
Michelle Fritz November 22 2025
Wer nicht 20k ausgibt hat verdient dass sein Haus brennt. Deutsche sind zu geizig für ihre eigene Sicherheit.
Max Weekley November 22 2025
Kann man die Schlitze wirklich selbst stemmen? Ich hab Angst, dass ich ein Kabel durchbohre.
sylvia Schilling November 24 2025
Es ist traurig, wie viele Menschen ihr Leben aufs Spiel setzen, nur weil sie 500 Euro sparen wollen. Das ist kein Haushalt, das ist eine Zeitbombe mit Steckdosen.
Stefan Sobeck November 26 2025
ich hab mir ne smarte steckdose gekauft, die sagt mir, wann ich zu viel verbrauch. total chill. 🔌😎
Arno Raath November 27 2025
Die Elektrik ist die unsichtbare Seele des Hauses. Sie atmet, sie pulsiert, sie erinnert uns daran, dass Technik nicht nur Funktion ist - sie ist Metapher. Wer sie ignoriert, ignoriert das Universum selbst.
Francine Ott November 27 2025
Vielen Dank für die detaillierte Aufstellung. Ich würde gerne wissen: Gibt es regionale Unterschiede bei den Kosten zwischen Ost- und Westdeutschland? Ich bin neu in der Region und möchte sicherstellen, dass ich nicht übervorteilt werde.
Maximilian Erdmann November 28 2025
hab neulich nen elektro-kerl gesehen der 60€/m² angeboten hat. hab ihn gefragt ob er mit nem flammenwerfer arbeitet. er hat gelacht. jetzt hab ich angst. 🔥⚡
Elien De Sutter November 30 2025
Ich find’s toll, dass du so klar machst, dass Sicherheit nicht verhandelbar ist. Manchmal fühlt es sich an, als würde man für das Recht auf Leben bezahlen… aber du hast recht: es ist ein Geschenk an deine Familie. ❤️
Sabine Kettschau Dezember 1 2025
Und wer jetzt noch sagt, er macht das selbst, der hat nicht nur keine Ahnung von Elektrik, sondern auch keine Ahnung von Verantwortung. Das ist kein Bastelprojekt, das ist ein Verbrechen an der eigenen Familie. Du denkst, du sparest? Nein. Du riskierst das Leben deiner Kinder. Und wenn es passiert, wirst du nicht mal die Versicherung anrufen können. Denn du hast dich selbst verurteilt. Und dann? Dann sitzt du da. Und schaust auf die Asche. Und fragst dich, warum du nicht auf die Warnung gehört hast. Ich hoffe, du hast ein gutes Gewissen. Ich hab keins mehr.