Giftige Holzschutzmittel in alten Holzkonstruktionen: So prüfen Sie richtig

Giftige Holzschutzmittel in alten Holzkonstruktionen: So prüfen Sie richtig
Heimwerken & Renovierung

Wenn Sie in einem alten Haus leben oder planen, einen Dachboden auszubauen, sollten Sie sich fragen: Was steckt wirklich im Holz? Viele Häuser, die vor 1980 gebaut wurden, enthalten giftige Holzschutzmittel, die heute verboten sind - aber noch immer in den Balken, Dachsparren und Wandverkleidungen stecken. Diese Stoffe riechen nicht immer, sehen nicht immer aus wie Schimmel, und sie verschwinden nicht mit der Zeit. Sie lagern sich im Holz ein, geben langsam Gase ab und können Ihre Gesundheit gefährden. Es ist kein Mythos. Es ist eine reale Gefahr - und sie lässt sich mit der richtigen Vorgehensweise erkennen und kontrollieren.

Was genau ist in altem Holz drin?

Die häufigsten giftigen Holzschutzmittel, die bis in die 1980er-Jahre verwendet wurden, sind Pentachlorphenol (PCP), Lindan, DDT, Aldrin und Dieldrin. Diese Stoffe wurden damals als Wundermittel angesehen: Sie töteten Termiten, Pilze und Holzwürmer - und hielten Holz jahrzehntelang haltbar. Heute wissen wir: Sie sind hochgiftig. PCP ist krebserregend, Lindan und DDT schädigen das Nervensystem, und Dieldrin, das im Körper aus Aldrin entsteht, reichert sich in Fettgewebe an und kann zu langfristigen Schäden führen.

Die Gefahr liegt nicht nur im direkten Kontakt. Diese Chemikalien verdunsten langsam. Sie gelangen in die Raumluft, haften an Staubpartikeln und werden eingeatmet. Oder sie dringen durch die Haut, wenn Sie mit altem Holz arbeiten - beim Renovieren, Bohren oder sogar beim Staubsaugen. In gedämmten Häusern bleibt die Belastung oft unsichtbar. Kein Geruch, keine Verfärbung - aber trotzdem gefährlich.

Wie erkennen Sie, dass Holz belastet ist?

Einige Hinweise sind sichtbar. Auf der Oberfläche von altem Holz können sich weiß-gelbliche, feinkrümelige Ausblühungen bilden - das ist oft ein Zeichen für PCP. Aber: Nur weil Sie nichts sehen, heißt das nicht, dass nichts da ist. Die meisten Schadstoffe liegen tief im Holz, nicht an der Oberfläche. Staub auf dem Boden oder auf Regalen in alten Dachböden kann ebenfalls kontaminiert sein. Die Konzentration an der Oberfläche ist oft abgebaut, weil sie mit der Zeit verdunstet. Das bedeutet: Ein bloßer Blick reicht nicht.

Die einzige sichere Methode ist die Laboranalyse. Aber nicht jede Probe hilft. Wenn Sie nur die Oberfläche abschaben, messen Sie nur den Rest - nicht die tatsächliche Belastung. Um die echte Menge zu finden, müssen Sie mindestens 5 Millimeter tief in das Holz hineinschneiden. Nur so gelangen Sie an das Material, das noch voll mit den Chemikalien gefüllt ist. Dafür brauchen Sie eine Feinsäge, einen Zuwachsbohrer oder einen Zapfenschneider - kein gewöhnlicher Bohrer.

Wie wird richtig probenahme durchgeführt?

Die Probenahme ist kein DIY-Projekt. Es gibt strenge Normen: DIN 52 161-1, EN 351-2 und EN 212. Laut holzfragen.de müssen mindestens 10 nummerierte Proben entnommen werden - nicht nur aus einem Balken, sondern aus verschiedenen Bauteilen: Dachsparren, Deckenbalken, Wandverkleidungen, Bodenbretter. Jede Probe muss genau dokumentiert werden: wo sie entnommen wurde, welche Holzart, welcher Bauteil, wie tief.

Es gibt drei Arten von Proben: Materialprobe (Holzstück), Luftprobe (Raumluft) und Staubprobe. Die Luftprobe allein reicht nicht. Der Staub im Altbau ist oft der Hauptweg, wie Schadstoffe in Ihre Lunge gelangen. Ein guter Experte nimmt alle drei Proben. Und er tut das nicht mit bloßen Händen - er trägt Schutzkleidung, Atemschutz und verwendet saubere Werkzeuge, um die Probe nicht zu verunreinigen.

Ein Beilsteintest - ein schneller Feldtest, bei dem man mit einer heißen Nadel auf das Holz drückt - kann erste Hinweise auf chlororganische Stoffe wie PCP oder Lindan geben. Aber: Dieser Test kann gefährlich sein. Er kann Dioxine freisetzen - extrem giftige Nebenprodukte. Deshalb: Kein Eigenversuch. Lassen Sie das Fachmann machen.

Expert taking deep wood sample in hazmat gear surrounded by air and dust collection tools.

Was passiert im Labor?

Die Proben kommen in ein akkreditiertes Labor - nicht in irgendeine kleine Analysestelle. Nur akkreditierte Labore dürfen die Ergebnisse für rechtliche und gesundheitliche Bewertungen ausstellen. Dort werden die Proben mit hochsensiblen Geräten analysiert. Sie suchen nach PCP, Lindan, DDT, PCBs, Chlorthalonil, Dichlofluanid und Endosulfan - alles Stoffe, die in alten Holzschutzmitteln enthalten waren.

Die Grenzwerte sind streng. Für Dieldrin liegt der Grenzwert bei 100 mg pro Kilogramm Holz. Für PCP gibt es keine einheitliche Grenze, aber viele Bundesländer orientieren sich an 50 mg/kg. Wird der Wert überschritten, ist eine Sanierung notwendig. Aber: Selbst wenn die Werte unterhalb der Grenzwerte liegen, kann die Belastung gesundheitlich relevant sein - besonders bei langfristiger Exposition. Deshalb ist die Bewertung durch einen Sachverständigen wichtig. Er sagt nicht nur: „Es ist drin.“ Er sagt: „Ist es gefährlich? Und was tun?“

Was tun, wenn Schadstoffe gefunden werden?

Die gute Nachricht: Sie müssen nicht gleich alles abreißen. Es gibt sanfte Sanierungswege. Eine Methode ist die Einkapselung mit speziellen Lasuren - zum Beispiel auf Basis von Cyclodextrinen. Diese Stoffe fangen die Schadstoffe im Holz ein und verhindern, dass sie in die Luft gelangen. Sie wirken wie ein chemischer Schwamm. Aber: Diese Methode hat Grenzen. Bei starker Belastung reicht sie allein nicht aus.

Dann brauchen Sie Luftreiniger mit Aktivkohlefiltern - speziell für schwerflüchtige organische Verbindungen. Diese Filter fangen die Gase ab, die trotz Einkapselung noch entweichen. Sie müssen regelmäßig gewechselt werden. Und: Sie ersetzen keine Belüftung. Öffnen Sie Fenster regelmäßig - auch im Winter. Frische Luft ist der einfachste und billigste Schutz.

Bei extrem starker Kontamination - etwa bei massiver PCP-Belastung in Dachstühlen - bleibt oft nur die Entfernung des Holzes. Das ist teuer. Aber manchmal nötig. Wichtig: Das Holz muss als Sondermüll entsorgt werden. Es darf nicht in den Hausmüll. Und der Abbau muss von Fachleuten mit Schutzkleidung und Absauggeräten erfolgen.

Split scene: child exposed to toxins vs. child safe under clean, certified wood treatment.

Wann ist eine Prüfung Pflicht?

Es gibt keine gesetzliche Pflicht, alte Holzkonstruktionen vor jedem Renovierungsprojekt zu prüfen. Aber: Wenn Sie einen nicht ausgebauten Dachboden in Wohnraum umwandeln, müssen Sie es tun. Das steht in der DIN 68800. Das ist kein Vorschlag - das ist eine baurechtliche Vorgabe. Auch bei der Verkaufsanfrage eines Altbauhauses kann ein Gutachten über Schadstoffe gefordert werden - besonders wenn der Käufer auf Umweltverträglichkeit achtet.

Und: Wenn Sie Kinder haben, schwanger sind oder ältere Menschen im Haus leben, sollten Sie prüfen - auch wenn es nicht Pflicht ist. Ihre Gesundheit ist wichtiger als die Kosten für eine Analyse. Eine Luft- und Staubanalyse kostet zwischen 300 und 800 Euro. Ein Gutachten mit Probenahme und Bewertung liegt bei 1.000 bis 2.000 Euro. Das ist weniger als eine neue Heizung. Aber es kann Ihr Leben retten.

Was ist heute erlaubt?

Heute dürfen nur noch Holzschutzmittel verwendet werden, die von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) getestet und vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) zugelassen sind. Diese Mittel sind deutlich weniger giftig. Viele sind wasserbasiert und enthalten keine Halogenverbindungen. Sie tragen das RAL-Gütezeichen oder sogar das Umweltzeichen „Blauer Engel“. Sie schützen das Holz - ohne Ihre Gesundheit zu gefährden.

Die Zukunft des Holzschutzes geht in Richtung chemiefrei. Forschungsinstitute wie das ETH Zürich testen thermische Verfahren: Holz wird kurz erhitzt, um Pilze und Insekten abzutöten. Keine Chemie. Keine Gase. Keine Rückstände. Die Kosten liegen bei nur einigen Euro pro Quadratmeter. Diese Technik ist noch nicht überall verfügbar - aber sie kommt.

Was Sie jetzt tun sollten

Wenn Sie in einem Haus aus den 1950er bis 1980er Jahren leben:

  1. Prüfen Sie, ob Dachsparren, Deckenbalken oder Wandverkleidungen aus unbehandeltem Holz stammen - besonders wenn sie dunkel verfärbt oder mit einer alten Lasur überzogen sind.
  2. Suchen Sie nach weiß-gelben Ausblühungen oder ungewöhnlichem Staub in alten Räumen.
  3. Wenn Sie planen, den Dachboden auszubauen - lassen Sie vorher eine Probenahme durchführen. Nicht danach.
  4. Beauftragen Sie einen zertifizierten Sachverständigen. Nicht den Maler, nicht den Handwerker - einen Experten für Schadstoffe.
  5. Verlangen Sie einen schriftlichen Prüfbericht mit Laborergebnissen - und fragen Sie nach der Bewertung der Gesundheitsgefährdung.

Altes Holz ist kein Müll. Es ist ein Teil der Geschichte. Aber es darf nicht zur Gefahr werden. Mit der richtigen Prüfung und der richtigen Sanierung bleibt es sicher - und bleibt für Generationen erhalten.